Schon Anfang des 8. Jahrhunderts kamen die ersten Muslime nach Europa und regierten Teile Spaniens 700 Jahre lang. Im Mittelpunkt stand die Stadt Córdoba, die zugleich Residenz des Kalifen war. Durch die rege Bautätigkeit von „Abdar-Ramān III“ entwickelte sie sich zur größten Stadt im gesamten Mittelmeerraum mit einer halben bis zu einer Million Einwohner. Córdoba galt als das Zentrum der wissenschaftlichen und kulturellen Welt. Darüber hinaus soll die Metropolenstadt ca.300 öffentliche Bäder, Moscheen, Gärten und Paläste, sowie mehr als 70 Bibliotheken besessen haben.

Grund für diese Blütezeit der Wissenschaften waren die griechischen Schriften der Antike, die in Córdoba ins Arabische, Hebräische und Latein übersetzt wurden. Von Spanien aus gelangten die Texte ins christliche Europa in Metropolen wie Paris und Köln. So entstanden Ideen, die die Vorstellungen des Mittelalters durchbrachen und im christlichen Europa die Neuzeit einläuteten. Allein in der Regierungszeit von „al-akam II“,  der von seinem Vater, dem ersten Kalifen, ein fruchtbares Al-Andalus erbte und große Leidenschaft für Kunst und Kultur hegte, wurden 27 neue Volkshochschulen eingerichtet, um das Bildungsniveau der Bevölkerung zu verbessern. Darunter wurden auch etliche Bildungsstätte für die Ärmsten der Bevölkerung errichtet.  Die Nähe zwischen Europa, Nordafrika und Westasien belegen auch allerhand Ausdrücke im Deutschen, Wörter mit arabischem Migrationshintergrund, die häufig etwas mit Lebensqualität und Lebenskunst zu tun haben: Magazin, Mokka, Rabatt, Schachmatt, Safran, Sorbet, Tarif, Tamarinde, Zucker, Alkohol, Artischocke, Karaffe.

Eine Vielzahl an Köstlichkeiten sind aus dem Orient zu uns eingewandert; Kaffee und Hörnchen sind die bekanntesten. Allerhand Bequemlichkeiten für die Wohnungseinrichtungen fanden auch ihren Weg zu uns. Diwan, Sofa, Matratze, Ottomane, Baldachin haben persischen, arabischen oder türkischen Hintergrund.

Im Frühmittelalter brachten Muslime über Nordafrika die textile Technik des Knüpfens nach Spanien und somit auch nach Córdoba. Erst die geknüpften Fußbodenbedeckungen und Wandbehänge, die die Kreuzfahrer einführten, machten die ungemütlichen Burgen im Mittelalter wohnlich.

Schneller rechnen mit arabischen Ziffern. Die Ziffern, mit denen wir heute rechnen, sind arabisch. Araber brachten das Dezimalsystem samt den indischen Ziffern vermutlich im 10. Jahrhundert nach Spanien. Dort erhielten sie langsam die heute gebräuchliche Form, doch nur allmälig verdrängten sie die bis dahin verwendete römische Zahlschrift. Die katholische Kirche stand ihnen zunächst ablehnend gegenüber, aber Kaufleute stellten fest, dass sich mit ihnen schneller und besser rechnen lässt.

Durch die Jahrhunderte fand ein Technologietransfer in den Westen statt, Erfindungen in der Physik und der Chemie, Papier, Kompass, Lupe und andere Behelfe gegen menschliche Unannehmlichkeiten sind arabisch-islamischen Ursprungs oder gelangten von China und Indien durch arabisch-islamische Vermittlung nach Europa. Zusammengefasst hat es über die Jahrhunderte hinweg immer in unterschiedlicher Intensität eine muslimische Beteiligung am europäischen Geschehen gegeben, so dass der Islam einen wesentlichen Teil von Europa darstellt. Würde man den Islam beim Gedanken an Europa wegdenken, so käme dies einer Verarmung der europäischen Identität und Vielseitigkeit gleich.